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Author Topic: European Identity against EU Technocracy ?  (Read 4067 times)
HelmutD.
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« on: May 15, 2014, 04:58:44 AM »

Interesting viewpoint on Europe published at German Newspaper "Die Welt",
(even if we don't agree with all its more particular points, prefering rather to focus on its General thrust) :

- "In other words, there is a European Identity, but it must be understood despite its Contradictions, and, if necessary, defend it via a vis the (EU) Commission, Council and Technocracy", it concludes.



Quote
Meinung 14.05.14 Europawahl

Wir müssen Europa gegen die EU verteidigen

Es gibt eine europäische Identität. Sie erwächst aus der Vielfalt des Kontinents – das ist Stärke und Schwäche zugleich. Was Europa ausmacht, kann jedenfalls nicht von Brüssel aus bestimmt werden. Von Michael Stürmer


Durch die Geschichte sind Europäer tief miteinander verbunden. In guten wie in schlechten Zeiten hatten sie vieles gemeinsam – schon lange vor der EU

Europas Stärke liegt in seiner Verschiedenheit, zugleich ist diese die Ursache seiner Schwäche. Dieser Widerspruch macht von jeher und bis heute die Identität der Europäer und Europas aus. Es ist derselbe Widerspruch, der auch das Unbehagen am aufgeklärten Absolutismus der Brüsseler Kommission treibt. Angesichts der bevorstehenden Wahlen zum Europäischen Parlament wirft er die Frage auf, ob 100.000 Seiten bedrucktes Papier in Gestalt des "Acquis Communautaire" als einheitsverbürgendes Formprinzip ausreichen. Die kurze Antwort lautet Nein.

Umso wichtiger ist die lange Antwort. Sie muss beides tun, weit zurückblicken in Geschichte und Erinnerung der Völker und weit vorausschauen auf die Ziele und Möglichkeiten Europas und der Europäer in einer denkbar unsentimentalen globalen Zivilisation, die Schwäche nicht verzeiht, die industriellen Demokratien Europas samt ihrem Sozialvertrag in existenzielle Bedrängnis bringt und demografisch eine Umverteilung in Gang hält, in der Europa nicht mithalten kann.


Fast nebenbei wollte der Frauenausschuss im EU-Parlament im vergangenen Jahr Pornografie ganz abschaffen – am Ende hat das Plenum der Abgeordneten jedoch die Vorschläge kassiert

Europa hat seelische und intellektuelle Reserven. Aber sie lassen sich nicht erschließen durch immer mehr Zentralismus und Dirigismus – das Modell ist rund um den Globus mehr oder weniger gescheitert, und selbst der Aufstieg des alten neuen Reichs der Mitte ist bisher kein Gegenargument. Die Lösung viel mehr liegt in Kräften und Tugenden, die spezifisch sind für die europäische Kultur in allen ihren Gegensätzen, Dissonanzen und Selbstzweifeln. Wobei, was als europäisch gilt, nicht von der Brüsseler Kommission und assortierten Ministerräten bestimmbar ist, sondern durch die Völker selbst in allen ihren so gewohnten wie geliebten Widersprüchen.

Europa ist keine gewaltige Landmasse

Man muss wohl, wie die ältesten Historiker, mit der Geografie beginnen. Europa ist nicht eine gewaltige Landmasse wie Nordamerika, Russland oder China, sondern eine Ansammlung von Inseln und Halbinseln, das kleine Kap am westlichen Ende der eurasischen Landmasse und zugleich der östliche Küstensaum des atlantischen Systems.

Europa heißt zwar ein Kontinent, und das deutet sprachlich auf Zusammenhalt hin, aber Geografie und Geschichte sind zentrifugal angelegt seit vielen Jahrhunderten. Geschichte und Kultur sind geprägt durch Widerspruch, Wettstreit und Wettbewerb, nicht durch imperialen und ideologischen Gesamtentwurf.

Und wo es dennoch so war, da hat es nicht lange gedauert. Nicht im Frankenreich unter Karl dem Großen, das schon unter den Söhnen dauerhaft zerfiel; nicht im Heiligen Römischen Reich, das den absoluten Dominat des Kaisers im Dreißigjährigen Krieg niederkämpfte, nicht unter Napoleon und nicht unter Hitler.

Völker wollen nicht auf ihre Besonderheit verzichten

"Ein Gott, ein König, ein Gesetz": Das war die Grundformel französischer Staatsbildung. Sie strahlte auf die entstehenden europäischen Nationalstaaten aus, bis das Prinzip sich im 20. Jahrhundert unter ungeheuren Blutopfern erledigte. Europa durch Vereinheitlichung und Zentralisierung gegen seine alten Dämonen zu sichern wird zwar von den Brüsseler Eurokraten als quasigöttlicher, zumindest welthistorischer Auftrag gesehen.

Doch das kann nichts daran ändern, dass die Völker etwas Entscheidendes vermissen, was sie doch, von Kopenhagen bis Wien, gerade bewahren wollten, ihre Besonderheit – die "exception francaise", die polnische Märtyrernation, Italien die "grande proletaria". Und auch die Deutschen, die zu Hause ihren Föderalismus pflegen – und mitunter beklagen – wollen doch nicht auf hergebrachte Lebensformen verzichten.

Im Großen groß soll die EU sein, im Kleinen klein – das wollen bei den Europawahlen alle Prominenten – so als ob sie jahrzehntelang im Widerstand gewesen wären. Es werden wohl Nichtwähler und Europaskeptiker, gemessen an der Zahl der Wahlberechtigten, die Mehrheit haben.

Amerikas Vorstellungen sind uns fremd

Eine Stunde der Wahrheit kündigt sich an. E pluribus unum – der stolze amerikanische Imperativ, aus vielen Verschiedenheiten ein großes Ganzes zu machen, hat selbst in den Vereinigten Staaten seine Grenzen, doch sind Legende und Wirklichkeit des "american way of life" machtvolle geschichtliche Kräfte. Amerikas Sendungsbewusstsein, die Welt sicher zu machen für die Demokratie, ist den Europäern fremd und hat Amerika zu Triumphen in zwei Weltkriegen geführt, seitdem aber auch seine Grenzen erwiesen.

Nichts davon findet sich in Europa. Die Wegbeschreibung zur "immer engeren Gemeinschaft", wie sie in den Verträgen über Euratom, die Montanunion und dann die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft vor sechs Jahrzehnten auf geduldiges Papier gesetzt wurde, kam aus dem Trauma des Krieges, Bedrängnis durch die Sowjetunion, jugendlichem Idealismus, Weisheit alter Männer und vielen aufschiebenden Formelkompromissen.

Die Franzosen wollten so viel wie möglich vom Nationalstaat und der France profonde bewahren, die Deutschen so viel wie möglich den zerbrochenen Nationalstaat hinter sich lassen. Die amerikanische Führungsmacht gab militärischen Schutz, namentlich durch die Politik der Nuklearwaffe, welche die Amerikaner hatten und die Russen lange nicht, und verlangte im Gegenzug, die Europäer sollten ihre Wirtschaft fusionieren und Deutschland in den Klub aufnehmen.

Die Summe der Brüsseler Wohltaten bringt nichts

Europäische Identität? Anders als lange geglaubt, kann sie nicht das Modell des deutschen Föderalismus borgen. "Staatenverbund neuer Art" – so orakelte vor zwei Jahrzehnten das Bundesverfassungsgericht und überließ den Rest der Kommission mit ihrem Sendungsbewusstsein und den Mitgliedsstaaten mit ihrem Egoismus. Wenn letztere aber erwarteten, es werde sich aus der Summe der Brüsseler Wohltaten irgendwie irgendwann eine höhere Synthese ergeben, so haben sie sich getäuscht. Europäische Identität wird auf diese Weise nicht entstehen.

Dabei gibt es sie längst, man muss sie nur wahrnehmen und anerkennen. Wie kommt es denn, dass Europa im Rest der Welt als Sinn- und Wirkungseinheit verstanden wird – nur in Russland ist das Prinzip der fusionierten Souveränität Objekt des Rätselratens geblieben.

Wie kommt es, dass deutsche Werkzeugmaschinen und Automobile, französische Haute Couture, italienische Handtaschen als klassische europäische Kulturprodukte wahrgenommen werden und sich im Übrigen auch der Nachahmung, wenn man genauer hinschaut, entziehen? Wie kommt es , dass die europäische Stadt mit Rathaus, Kirche und Markt unverkennbar Alte Welt ist, die Kulturlandschaften ebenso, die Reste der Vergangenheit, eingeschlossen das Gedenken an die durchlebten und durchlittenen gemeinsamen Katastrophen?

Mit anderen Worten: Es gibt die europäische Identität, man muss sie nur in ihren Widersprüchen begreifen und notfalls gegen Kommission, Ministerräte und Technokratie verteidigen.   

http://www.welt.de/debatte/kommentare/article127999872/Wir-muessen-Europa-gegen-die-EU-verteidigen.html 

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